Es war der 5. April 1990, als Tausende Uiguren in der Ortschaft Baren (Autonome chinesische Provinz Xinjiang) gegen die damalige Ein-Kind-Politik und die Ansiedlung von Han-Chinesen auf die Straße gingen. Bereits zuvor hatte die Volksgruppe der Uiguren von der chinesischen Zentralregierung in Peking eine Beendigung der rigorosen Familienpolitik und den Stopp des Zuzugs von Chinesen aus anderen Landesteilen gefordert.
Die chinesische Armee setzte schwere Waffen gegen Demonstranten ein
Die chinesische Regierung schickte die Armee, die den Protest mit Gewalt gegen die Demonstranten beenden sollte. Schwer bewaffnete Soldaten feuerten wahllos auf unbewaffnete Dorfbewohner, die friedlich gegen die Politik der chinesischen Regierung demonstriert hatten. Nach uigurischen Angaben wurden Tausende Uiguren durch den Einsatz des chinesischen Militärs getötet oder verwundet, über 7.600 Demonstranten festgenommen, vor Gericht gestellt und zu langjährige Haftstrafen verurteilt. Zahlreiche Versammlungsteilnehmer sollen beim Gerichtsprozess zu Todesstrafen verurteilt worden sein.
„Kampf der uigurischen Bauern gegen kulturelle und ethnische Unterdrückung“
Der Vorsitzende des Zentrums für Uigurische Studien (CUS), İlşat-Hasan Kökböre, erklärte in einer Pressemitteilung anlässlich des 33. Jahrestags des Massakers von Baren: „Das Massaker von Baren ist eine eindringliche Erinnerung an den mutigen Kampf der uigurischen Bauern gegen die kulturelle und ethnische Unterdrückung durch das chinesische Regime. Die Opfer, die diese tapferen Märtyrer gebracht haben, zeugen von ihrem unnachgiebigen Engagement für die Verteidigung ihres Patriotismus, ihrer Würde und ihres Rechts auf Gleichheit. Wenn wir heute des Massakers von Baren gedenken, ehren wir ihr Vermächtnis, indem wir den Marsch für Freiheit und Gerechtigkeit fortsetzen und gemeinsam gegen den anhaltenden Völkermord an den Uiguren kämpfen.“
Bei den Uiguren handelt es sich um eine turksprachige muslimische Minderheit, die überwiegend in der autonomen Region Xinjiang auf dem Territorium der Volksrepublik China lebt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft China schwere Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Uiguren vor und beschuldigt die chinesischen Behörden seit 1980er-Jahren, diese systematisch zu verfolgen. Mitglieder dieser Volksgruppe würden aufgrund ihrer Herkunft und muslimischen Religion willkürlich festgenommen und inhaftiert sowie in Internierungslager gesteckt.
In der Haft hätten diese Menschen keinen „Kontakt zur Außenwelt“ und seien „starken Einschränkungen ihrer Religionsfreiheit sowie ihrer sozialen und kulturellen Rechte“ ausgesetzt. Alljährlich gedenken Uiguren weltweit an das Baren-Massaker vom 5. April 1990. In der türkischen und aserbaidschanischen Geschichtswissenschaft hat sich der Terminus technicus Mezalim für massenhafte Gewaltverbrechen an der muslimischen Zivilbevölkerung etabliert.