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Anatolien

Der anatolischen Halbinsel kommt in der Mezalim-Forschung eine besondere Bedeutung zu: Zum einen ist sie als Ort zahlreicher Massenmorde und Genozide an der ansässigen muslimischen Bevölkerung zu betrachten, zum anderen als Zufluchtsort für viele betroffene Opfer von ethnischer Säuberung, Völkermorden und Vertreibungen. Vor allem die massenhaften Gewaltverbrechen während der armenisch-russischen Okkupation in Ostanatolien im Ersten Weltkrieg, der darauf folgenden griechischen Besatzungszeit in Westanatolien und der Balkankriege mit ihren Konsequenzen für die Muslime in Thrakien, prägen das lokale Mezalim-Bild. Der Zuzug von Mezalim-Opfern aus dem östlichen Balkan, dem ägäischen Raum, der Krim, dem Kaukasus und aus Zentralasien beeinflussen maßgeblich das Mezalim-Narrativ in der heutigen Türkei. Sie bilden zusammen mit den lokalen Leidenserfahrungen die zeitgenössische Mezalim-Erinnerungskultur in der türkischen Gesellschaft.

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