Baku – Am 20. Januar 1990 demonstrierten Tausende von Aserbaidschanern für Demokratie, Freiheit und die Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Wie zuvor in anderen Sowjetrepubliken lehnten sich die Menschen gegen die sowjetische Regierung unter Michael Gorbatschow auf, der mit Schlagworten wie Glasnost und Perestroika eine liberale Politik versprach. In der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1990 marschierte die Rote Armee mit Panzern und Soldaten in die aserbaidschanische Hauptstadt Baku ein. Den Unabhängigkeitsbestrebungen sollte damit ein Riegel vorgeschoben werden.
Das Massaker hinterließ einen dunklen Fleck im Bewusstsein der Aserbaidschaner
Die Soldaten schossen mit scharfer Munition auf demonstrierende Zivilisten, bei dem mindestens 147 Menschen getötet und etwa 700 verletzt wurden. Der aserbaidschanische Politikwissenschaftler Asif Masimov bezeichnet das Pogrom von Baku als “ […] ersten Gewaltakt im 70-jährigen Bestehen der Sowjetunion auf eigenem Territorium, der an der Weltöffentlichkeit beinahe komplett vorbeiging.” Zu Ehren der von der Roten Armee getöteten Märtyrer finden in Aserbaidschan alljährlich Gedenkveranstaltungen statt. Das Massaker am 20. Januar 1990 hat einen dunklen Fleck im Bewusstsein der Aserbaidschaner hinterlassen und gilt auf dem Weg zur Wiedererlangung der Unabhängigkeit Aserbaidschans als Zäsur. Über die Rolle des früheren sowjetischen Staatschefs Gorbatschow bei diesem Massaker schreibt der irische Historiker Dr. Pat Walsh:
“The man responsible for the massacre of 130 or more in Baku went on to win a Nobel Peace Prize in the same year as Black January and the tragic events of 1990 were quickly forgotten in the West.”
Dr. Pat Walsh
In der türkischen und aserbaidschanischen Geschichtswissenschaft hat sich der Fachbegriff Mezalim für massenhafte Gewaltverbrechen an der muslimischen Zivilbevölkerung etabliert.