Das beschaulich gelegene Dorf Ahmići in Bosnien-Herzegowina liegt nicht weit entfernt von der Stadt Vitez. Hier ereignete sich vor 30 Jahren, am 16. April 1993, eines der furchtbarsten Massaker an bosnischen Muslimen während des Bosnien-Krieges. In den frühen Morgenstunden rückten Spezialkräfte des Kroatischen Verteidigungsrats (HVO) in Ahmići ein und töteten insgesamt 116 Zivilisten, darunter 32 Frauen und 11 Kinder.
Das Dorf Ahmići wurde komplett zerstört
Die kroatische HVO hatte zuvor die umliegenden Dörfer und Ahmići erobert. Viele muslimischen Opfer verbrannten in ihren Häusern, weil die Einheiten die Häuser der Bewohner anzündeten. Mit unglaublicher Brutalität zerstörten die kroatischen Angreifer nicht nur die Wohnhäuser der Dorfbewohner, sondern auch die Moscheen. Alle Einwohner, einschließlich Babys, Kinder, Jugendliche und Erwachsene, wurden Opfer der Mordkommandos. Die wehrlosen Einwohner hatten keine Chance, denn wer versuchte aus der Hölle zu fliehen, wurde von postierten Scharfschützen erschossen.
Die Angeklagten bestritten vor Gericht an dem Massaker beteiligt gewesen zu sein
Der damalige britische Befehlshaber der UN-Blauhelmsoldaten des Cheshire-Regiments, Oberst Bryan Watters, hatte am zweiten Verhandlungstag des internationalen Kriegsverbrechertribunals in den Niederlanden Beweise zur Verwicklung kroatischer Soldaten an dem Kriegsverbrechen vorgelegt. Alle sechs Angeklagten Soldaten der kroatischen HVO hatten vor Gericht eine Beteiligung an dem Massaker bestritten.
Sechs Tage nach dem Gemetzel, erreichten die UN-Blauhelmsoldaten das völlig zerstörte Dorf. Oberst Bryan Watters bezeichnete das Massaker von Ahmići als „grausame Militäraktion“. Um die eigene Schuld am Massenmord von Ahmići zu verbergen, verscharrten Mitglieder der HVO die getöteten Opfer an verschiedene Orte. Die sterblichen Überreste von neun Opfern wurden im 150 km entfernten Mostar entdeckt.
Der Bosnien-Krieg dauerte vom 1. März 1992 – 14. Dezember 1995 und damit über drei Jahre. Mehr als 100.000 Menschen wurden während des Krieges getötet und zwei Millionen Menschen musste ihre Heimat verlassen. Der Völkermord von Srebrenica gilt als eines der schlimmsten Verbrechen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. In der türkischen und aserbaidschanischen Geschichtswissenschaft hat sich der Terminus technicus Mezalim für massenhafte Gewaltverbrechen an der muslimischen Zivilbevölkerung
Bild: SENSE Transitional Justice Center