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Kaukasus und die Krim

Die muslimische Bevölkerung des Kaukasus blickt auf eine besonders lange und facettenreiche Mezalim-Historie zurück. Im Zuge der russisch-osmanischen Kriege und der zaristischen Expansion im Kaukasus, kam es zu Greuel an den ansässigen Muslimen. Ende des 18. Jahrhunderts und vor allem nach der russischen Unterwerfung der Siedlungsgebiete der Nogay und der tscherkessischen Adyge im nördlichen Kaukasus, ertrugen sich ab den 1860er Jahren kollektive Gewaltverbrechen an den Muslimen. Bis zum heutigen Tag gedenken Tscherkessen weltweit an die Opfer des Tstitsekun (Цыцэкун, deutsche Übers. “barbarischer Massenmord”) der als Sammelbegriff für die Vertreibung und ethnische Säuberung ihrer Vorfahren verwendet wird.

Nach der Oktoberrevolution und der Sowjetisierung des Kaukasus brach ein neues, dunkles Kapitel in der Mezalim-Geschichte der muslimischen Kaukasier an. Als kollektive Strafmaßnahme machte die kommunistische Führung der UdSSR extensiv von dem Mittel der Deportationen Gebrauch und verschickte große Teile der kaukasischen Völkerschaften, wie der Tschetschenen, Inguschen, Mescheten (oder Ahiska), Awaren und Karatschaier nach Zentralasien und Sibirien. Durch die schwierigen Umstände der Verschickungen waren zehntausende Opfer zu beklagen.

In der Nationalstaatswerdung des südlichen Kaukasus, nach dem Ausgang des Ersten Weltkriegs, kam es zu großflächigen ethnischen Säuberungen an den muslimischen Aserbaidschanern durch nationalistische armenische Milizen, wie der Daschnakzutjun, Ramgavar oder Huntschak. Die interkommunalen Auseinandersetzungen zwischen Armeniern und Aserbaidschanern prägten die gewaltbelasteten Beziehungen zwischen beiden Völkern bis in die heutige Zeit und erreichten am 26. Februar 1992 einen Höhepunkt mit dem Völkermord von Hodschali, bei dem über 630 Zivilisten, zumeist alte Frauen und Kinder, durch armenische Besatzungstruppen ermordet wurden.

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Kontakt
Asena Kızıltepe
Ressortleiterin Kaukasus
a.kiziltepe@mezalim.org

Interview mit Doz. Dr. Irade Mammedova

Die Verbrechen in Karabach: Ethnische Säuberung, Massaker oder Völkermord?

Stets hatte die westliche Öffentlichkeit die Verbrechen im armenisch besetzten Karabach ignoriert. Wissenschaft und Medien schwiegen sich über die unzähligen Verbrechen an muslimischen Aserbaidschanern aus. Nach dem Ende der 30 jährigen armenischen Okkupation kommen die Erinnerungen an
die Kriegsverbrechen hoch, die an aserbaidschanischen Zivilisten verübt wurden. Wiederentdeckte Massengräber aus jener Zeit zeugen von Verbrechen, die bis heute im dunkeln lagen und deren Täter ungestraft davonkamen.

Interview mit Rizvan Huseynov

31. März 1918: Tag des Völkermordes an den Aserbaidschanern – Forschungseinrichtung für Mezalim e.V.

1918 geriet der südliche Kaukasus in eine turbulente Phase, die durch politische Neuordnung und aufkeimende ethnische Spannungen gekennzeichnet war. Vor allem die ölreiche Stadt Baku am kaspischen Meer weckte Begehrlichkeiten und Aserbaidschan geriet ins Visier der Bolschewisten in Moskau und der ultranationalistischen armenischen Daschnaken. Zwischen ideologischem Expansionismus und armenischem Irredentismus gefangen, wurden aserbaidschanische Muslime nur noch als „Störfaktor“ wahrgenommen und fielen einer bis dahin beispiellosen Vernichtungskampagne zum Opfer. Was blieb waren eine halbe Million Opfer und eine „Narbe in der Seele des aserbaidschanischen Volkes“, so Rızvan Huseynov.

Fachartikel in englischer und deutscher Sprache

Genocide of Muslim Turks in the Caucasus (1905-1920)

The different etnicities existing in the Caucasus continued to live together until the emergence of the Russian-Armenian factor in this region. This coexistence continued without any incidences until 1905; after this date, the Russian administration and Armenian nationalists implemented a genocide policy. They mercilessly massacred large numbers of the Muslim Turkish population and attempted to erase the traces of Turks from history. There are many archival documents showing that the activities of Andranik and Amazasp forces of Armenian origin were supported by foreign powers, especially Russia. These documents show that the Armenian (Dashnak) and Russian (Bolshevik) militias committed torture and genocide not only against the people of Eastern Anatolia in the Ottoman lands, but also against Muslims in the Caucasus.

by Dr. Beşir Mustafayev